Exil
Der Begriff Exil stammt aus dem Lateinischen und bezeichnet die Verbannung oder das ungewollt in der Fremde leben müssen einer Person oder einer Gruppe. Oft beinhaltet es Einschränkungen in der neuen Heimat, Ausgrenzung, gar Verfolgung. Als Babylonisches Exil wird eine Epoche in der jüdischen Geschichte bezeichnet, die mit der Eroberung [Jerusalems][1] im Jahr 587 v.u.Z. durch den babylonischen König Nebuchadnezzar II. beginnt und bis zur Eroberung Babylons 539 durch den Perserkönig Kyros II. reicht. In dieser Zeit waren große Teile der Bevölkerung Judas nach Babylon verschleppt worden. Sie lebten dort in der [Diaspora][2], bildeten aber auch eine jüdische Identität heraus und richteten ihren Blick und ihre Sehnsucht weiterhin nach Jerusalem und dem Gelobten Land. In der hebräischen Bibel, dem Alten Testament, wird das Exil oft als Strafe Gottes interpretiert. Ps 137 versteht es als Zeit der Sklaverei: die jüdische Bevölkerung saß weinend an den Flüssen Babels und dachte an den Tempel, heißt es dort. Babylonische Quellen jedoch zeichnen ein anderes Bild und sprechen von florierendem Handel, Landwirtschaft und Bauwesen unter den Juden. Offenbar assimilierten sich die aus Palästina stammenden Bevölkerungsgruppen schnell in den babylonischen Kolonien und konnten dort ihre Traditionen bewahren und sogar ausbauen. Vielleicht entstanden in dieser Zeit sogar die ersten [Synagogen][3] sowie neue Bräuche und Rituale wie die [Beschneidung][4] oder die [koschere][5] Lebensweise, mit denen man sich von den Anderen abgrenzen wollte. Als das babylonische Reich 539 v.u.Z. unterging, kehrten nur Teile der Bevölkerung nach Palästina zurück und begannen 517 v. u. Z. mit der Neuerrichtung des Jerusalemer [Tempels][6]. Andere blieben in Babylon und stärkten dort ihre Gemeinschaft zu einem geistigen Zentrum, in dem in der Mitte des ersten Jahrtausends u. Z. der Babylonische [Talmud][7] entstand.