Misrach

Beschreibung

Misrach kommt vom hebräischen Wort für „Osten“ und bezeichnet die Gebetsrichtung für fromme Juden und Jüdinnen. Dabei geht es aber nicht um die Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs, sondern die Richtung, in der [Jerusalem][1] und damit der einstige [Tempel][2] liegt. In der Architektur von [Synagogen][3] wird die nach Osten zeigende Wand als Misrachwand bezeichnet. Dort befindet sich der [Toraschrein][4], darüber oft ein kleines Fenster, Misrachfenster genannt. Auch in Privathäusern wird die Ostrichtung gekennzeichnet, und zwar mit einem kleinen Teppich, einer Zeichnung oder ähnlichem, an denen man sich beim Gebet orientieren kann. Diese sind oft sehr aufwendig gestaltet, enthalten den Gottesnamen oder die Namen der zwölf Stämme Israels, Symbole, Bilder vom Tempelberg oder eine [Menora][5]. Dieses Objekt, das die Gebetsrichtung im Haus zeigt, wird ebenfalls Misrach genannt.


IEin Misrach aus Rudolstadt

n der Rudolstädter Judaica-Sammlung befindet sich ein farbenprächtiges Misrach, das auf verschlungenen Wegen in die Heidecksburg gekommen ist und von der Rudolstädterin Ruth Wachsmuth übergeben wurde. Es stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vielleicht aus der Familie Kehrmann. Es zeigt das Wort „Misrach“ im Zentrum, einen stylisierten Tempel, die Zehn Gebote in Abkürzungen, verschiedene Bibelzitate, Texte aus der Kabbala und aus dem rabbinischen Schrifttum, die Namen der biblischen Bücher, die Namen der Erzeltern, die jährlichen Feiertage, sowie geometrische Formen wie Sterne und Dreiecke, Weinranken und andere florale Elemente. Von wem es genutzt wurde, wie es in die Familie Kehrmann kam und warum es Frau Wachsmuth dem Archiv der Heidecksburg übergab, bleibt weiterhin ein Geheimnis.


[1]: "Jerusalem"

[2]: "Tempel"

[3]: "Synagoge"

[4]: "Toraschrein"

[5]: "Menora"