Mikwe
Die Mikwa oder auch Mikwe ist ein Tauchbad für den ganzen Körper und dient der Reinigung. Allerdings geht es dort nicht um Körperhygiene, sondern um Reinigung zu rituellen Zwecken. Symbolisch stellt das Bad in der Mikwa einen Neuanfang dar, ein neues Beginnen oder die Befreiung von innerlicher und äußerlicher Unreinheit. Jede jüdische Gemeinde sollte eine Mikwa besitzen, die aus fließendem Wasser gespeist wird. Das kann Quellwasser, Flusswasser, Regenwasser oder aber auch Grundwasser sein. Wichtig ist, dass es natürliches Wasser ist, das sich bewegt und die Mikwe immer wieder neu füllt. Zusätzlich Wasser darf allerdings dazu gegossen und gegebenenfalls auch geheizt werden. Mittelalterliche Beispiele für „Mikwa‘ot“ (Plural von Mikwa) lassen sich in [Sondershausen][1] und [Erfurt][2] finden, moderne kann man auf den Internetseiten der jüdischen Gemeinden in Deutschland sehen, die oft auch Bildmaterial ihrer Gebäude zur Verfügung stellen. Wie benutzt man das Tauchbad? Idealerweise betreten Männer und Frauen die Mikwa einzeln oder in kleinen Gruppen, nach Geschlechtern getrennt, unbekleidet, ohne Schmuck, Lippenstift oder Nagellack und bereits gereinigt, denn es geht ja hier nicht um das Waschen des menschlichen Körpers, sondern um rituelle Reinigung. Im Wasser taucht man dann dreimal vollständig unter, manchmal mit der Hilfe einer Begleiterin oder eines Begleiters, die/der beobachtet, dass man auch vollständig von Wasser bedeckt war. Dazu werden Segenssprüche gesprochen. Im alten Israel wurde das Tauchbad wohl immer dann benutzt, wenn man in den [Tempel][3] von [Jerusalem][4] gehen wollte oder wenn man mit einem Toten in Berührung gekommen war. Überall im antiken Israel wurden bei archäologischen Grabungen „Mikwa‘ot“ gefunden, vor allem in Tempelnähe in Jerusalem, aber auch z.B. bei einer Ausgrabung in der antiken Siedlung von Qumran am Toten Meer vor den Häusern der Bäcker und vor einem großen Raum, der wahrscheinlich für Festmähler vorgesehen war. Wann die Sitte aufkam, dass Frauen nach der Menstruation, am Tag vor der Hochzeit oder nach der Geburt eines Kindes die Mikwa benutzen, ist nicht ganz klar. Auch Männer besonders frommer Glaubensrichtungen benutzen die Mikwa, so z.B. vor dem [Schabbat][5] oder vor Feiertagen, besonders vor [Jom Kippur][6]. Die Mikwa kann auch für das rituelle Reinigen von Geschirr und anderen Küchenutensilien benutzt werden, nämlich dann, wenn es noch nicht benutzt wurde oder verunreinigt war und nun wieder „gekaschert“ (=für den [koscher][7]en Gebrauch nutzbar) gemacht werden muss. Das kann auch vor [Pessach][8] der Fall sein, wenn besonders reines Geschirr benutzt werden soll. Allerdings hängt es wie bei vielen religiösen Ritualen auch hier von der Art der Frömmigkeit ab, ob man die Mikwa benutzt, wie oft und zu welchen Gelegenheiten.