Schulhaus

Beschreibung

Die Bildung nimmt im Judentum eine besondere Stellung ein. Das Weitererzählen jüdischer Traditionen, das Studium der [Tora][1], die Hinführung zu jüdischen Werten und jüdischer Lebensweise waren schon immer wichtige Aspekte im Familienleben. Schon im Alten Testament, so z.B. im Buch der Sprüche, geht es um Bildung und Erziehung in der Weisheit Gottes, ist von Lehrern und Schülern die Rede. Und auch im modernen Judentum werden schon ganz kleine Kinder an die jüdischen Traditionen herangeführt. So ist es die Rolle des jüngsten Kindes, zu [Pessach][2] traditionelle Fragen zum Fest und zur jüdischen Tradition zu stellen, die dann in der Festgemeinde beantwortet werden. Neben dem Studium der Tora sind es vor allem die Traditionen und Rituale in der Familie, wie das Feiern der Feste im Jahreskreis, das Berühren der [Mesusa][3] am Türpfosten, das Verzehren traditioneller Speisen, die jüdische Traditionen weitervermitteln. Bildung fand schon im antiken und mittelalterlichen Judentum in den Familien und vor allem in den [Synagogen][4] statt, die auch „Beit ha-Midrasch“, „Ort des Studiums“ oder jiddisch „Schul“ genannt wurde. Dort lehrte man Tora, Talmud und die Werke kleinerer rabbinischer Gruppierungen. Bei den Kindern begann die Einführung in das Lesen der Heiligen Schriften wohl schon im Alter von sechs Jahren. Für Jungen und Männer war es Verpflichtung, aber auch Mädchen und Frauen wurden durch verschiedene jüdische Strömungen und Lehrer immer wieder dazu ermuntert. In der Zeit der Aufklärung stellte man sich die Frage, ob jüdische Bildungseinrichtungen zum Erhalt des Judentums beitragen können, oder ob sie eine Assimilierung in die jeweiligen Kulturen eher behindern. Neue Schulgründungen spiegelten die verschiedenen Strömungen in der jüdischen Aufklärung wider, auch die Bildung von Mädchen wurde jetzt stark gefördert. Jüdische Lebensformen und Erziehungsstile wurden noch vielgestaltiger, und auch die Bildung von Erwachsenen wurde wieder verstärkt in den Blick genommen. Im Nationalsozialismus kam offizielle jüdische Bildung zum Erliegen. Schon in den 1930er Jahren wurden jüdische Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schuldienst verdrängt, jüdische Schülerinnen und Schüler wurden ausgegrenzt und durften nur noch zu einem bestimmten, niedrigen Prozentsatz die öffentlichen Schulen besuchen. Später wurden sie ganz von der Schule ausgeschlossen, das jüdische Schulwerk ganz aus dem deutschen Schulwesen verdrängt. Als jüdische Bürgerinnen und Bürger in „Judenhäuser“ und Ghettos zwangsumgesiedelt wurden, war dort nur noch ein illegaler und sehr begrenzter Schulalltag möglich. Teilweise wurden ganze Schulen, Internate und Kinderheime mit Kindern und Pädagogen deportiert. 1942 waren dann die letzten jüdischen Bildungseinrichtungen geschlossen. Nach dem Krieg dauerte es lange, bis normales jüdisches Leben und jüdische Bildung in Deutschland wieder neu entstehen konnten. Laut der Aufstellung beim Zentralrat der Juden gibt es gegenwärtig in Deutschland jüdische Krippen und Kindergärten in 18 deutschen Städten, so z.B. in Berlin, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Hamburg, München und Frankfurt. In sieben Städten gibt es insgesamt neun jüdische Grundschulen und sieben weiterführende jüdische Schulen, die alle staatlich anerkannte Ersatzschulen (Privatschulen) sind. In der Regel werden sie von jüdischen und nicht-jüdischen Schülern besucht. Judentum, jüdische Feste und Traditionen und die hebräische Sprache sind Teil des Schulalltags.


[1]: "Tora"

[2]: "Pessach"

[3]: "Mesusa"

[4]: "Synagoge"