Tempel
Für Juden ist die Stadt [Jerusalem][1] und der Berg Zion seit alters her der „Wohnort Gottes“ in Gottes Tempel, der Wirkungsort der Vorfahren Abraham und Sara, der Könige David und Salomon, sowie der zukünftige Heilsort, wenn sich die Welt ihrem Ende zuneigt. In jeder [Synagoge][2] ist die Wand, die nach Osten bzw. in die Richtung des Jerusalemer Tempels zeigt, besonders gekennzeichnet und der Platz für den [Toraschrein][3], schon die [Mischna][4] hat diesbezügliche Regelungen getroffen. In vielen jüdischen Haushalten bezeichnet ein [Misrach][5] die Gebetsrichtung nach Jerusalem. Erste Erwähnungen von Jerusalem finden sich in ägyptischen Texten aus dem 19. und 18. Jahrhundert v.u.Z. Wahrscheinlich bedeutet ihr Name „Stadtgründung des Gottes Schalim“, der blumige Begriff „Stadt des Friedens“ ist eine spätere rabbinische Tradition. Archäologische Funde gibt es schon aus der Kupfersteinzeit zwischen 4500 und 3150 v.u.Z. Frühe biblische Berichte lassen sich oft nicht archäologisch belegen. Ursprünglich, berichtet das 2. Buch Mose 25-27 und 36-39, besaß das Volk Israel lediglich ein bewegliches Zelt, in dem man die Wohnung Gottes in Jerusalem lokalisierte, das sogenannte „Zelt der Begegnung“ (2. Mose 27,21). Laut dem Alten Testament, der hebräischen Bibel (1. Kön 5–6), erbaute David oder sein Sohn Salomon in Jerusalem einen Palast und einen ersten Tempel für Gott. Das Heiligtum soll aus einem Vorhof mit Becken und Brandopferaltar und einem Innenraum mit Räucheraltar, Leuchter und Schaubrottisch bestanden haben, im Allerheiligsten wirkte der Hohepriester. Dort befanden sich wohl zwei geflügelte Kerubime, unter deren Flügeln sich die Bundeslade befand. Im Vorhof sollen sich außerdem zwei Säulen, genannt Jachin und Boas, befunden haben, die im Synagogenbau oft als Vorbilder für Säulenkonstruktionen verstanden wurden. Assyrer und Babylonier sowie weitere Volksgruppen versuchten immer wieder, Jerusalem und den Tempel der Stadt einzunehmen, da sich die Stadt auf wichtigen Handelswegen von Norden nach Ägypten im Süden befand. Der Babylonier Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem 597 und 587/586 v.u.Z., zerstörte den Tempel und führte viele Bewohner ins [Exil][6]. In Babylon gründeten sich daraufhin [Diaspora][7]gemeinden, später auch in Ägypten. Vom Ersten Tempel ist heute nichts erhalten, ein Granatapfel aus Elfenbein mit einer Inschrift ist wahrscheinlich eine Fälschung. Der zweite Tempel wurde nach der Eroberung durch die Perser ab etwa 517 v.u.Z. neu errichtet und unter Herodes dem Großen stark erweitert. Biblische Quellen dafür finden sich beim Propheten Haggai aber auch in Esra 6. Der Zweite Tempel wurde wohl auf dem zerstörten Vorgängerbau errichtet, viele Details wie die beiden Säulen wurden aber nicht neu errichtet. Das Allerheiligste blieb nun wohl gänzlich leer, anstelle der zehn Leuchter gab es wahrscheinlich einen siebenarmigen Leuchter, die [Menora][8]. Später wechselten sich in Jerusalem griechische, römische und jüdische Herrscher ab. 167 v.u.Z. wurde der Neubau unter Antiochus IV. Epiphanes dem Gott Zeus gewidmet, 164 v.u.Z. nach dem Makkabäeraufstand neu eingeweiht, ein Ereignis, auf das sich das [Chanukka][9] fest bezieht. Herodes der Große begann 20/19 v.u.Z. mit einem repräsentativen Neubau des Tempels, der danach zu den Weltwundern zählte. Der zweite Tempel wurde 70 u.Z. von den Römern zerstört, nur die Westmauer, die sogenannte Klagemauer, ist heute von diesem Bau noch erhalten. Außerdem erhielten sich noch einige Verbotsschilder, die den Zutritt zu den einzelnen Tempelbereichen regeln sollten. Auf dem Titusbogen in Rom ist der Triumphzug der Römer nach der Tempelzerstörung abgebildet. Auf dem Tempelberg befinden sich heute der islamische Felsendom und die al-Aqsa-Moschee.