Rabbiner / Rabbinerin

Beschreibung

Der Begriff „Rabbiner“ bedeutet „Meister“ oder „Lehrer“ und geht auf das hebräische Wort für „groß“ zurück. Rabbiner oder Rabbinerin empfangen im Gottesdienst der [Synagoge][1]  zusammen mit dem Kore und dem [Kantor][2] oder der [Kantorin][2] die Torarolle, die aus dem [Toraschrein][3] genommen wurde, an der [Bima][4]. Seine/ihre Hauptaufgabe in der Gemeinde ist es, die [Tora][5] zu lehren und, darauf basierend, religiöse Entscheidungen zu treffen. Im Gottesdienst legt er/sie die Tora aus, im zivilen Bereich in der [Diaspora][6] hat er/sie auch eine richterliche Rolle, vor allem, wenn es um Ehescheidungen geht. Zudem leitet er/sie die Gemeinde und hat seelsorgerliche Aufgaben. Als ersten Rabbiner nennt die [Mischna][7] Jochanan ben Sakkai, der im ersten Jahrhundert vor unserer Zeit tätig war. Die Aufgabe der frühesten Rabbiner war es, die schriftliche und mündliche Tora zu diskutieren und für die Nutzung durch die Gemeinden zu kodifizieren, d.h. in ihrer Auslegung festzulegen. Heute erfolgt die Ausbildung von Rabbinern und Rabbinerinnen in einer [Talmud][8]hochschule („Jeschiwa“), im Rabbinerseminar oder durch ein Studium an einer jüdischen Hochschule. Die Ausbildung dauert fünf bis sieben Jahre und beinhaltet wissenschaftliche Methoden zur Auslegung der Schriften und ein Studium der Religion, Kultur, Literatur und Geschichte des Judentums. Rechtsgelehrsamkeit und Hebräisch kommen hinzu. Die Einsetzung als Rabbiner oder Rabbinerin heißt „Semicha“. Ob auch Frauen die Funktion einer Rabbinerin ausüben dürfen, kommt auf die Frömmigkeitsrichtung der Gemeinde an. In orthodoxen Gemeinden werden sie meist nicht ordiniert, es gibt aber orthodoxe rabbinische Studentinnen. Die erste ordinierte Rabbinerin in Deutschland war Regina Jonas aus Berlin; sie wurde 1935 durch einen Reform-Rabbiner ordiniert, 1944 ermordet. In den USA erhielt Sally Jane Priesant 1972 die Ordination als erste weibliche Rabbinerin. 2009 wurde Sara Hurwitz vom modern-orthodoxen Rabbiner Avi Weiss ordiniert. Sie trug den Titel „Maharat“ und arbeitet in einer modern-orthodoxen Gemeinde als Rabbinerin. Seit 2010 trägt sie den Titel „Rabba“, was innerhalb der jüdischen Orthodoxie und vor allem in der Ultraorthodoxie heftige Kritik hervorgerufen hat.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Kantor / Kantorin"

[3]: "Toraschrein"

[4]: "Bima"

[5]: "Tora"

[6]: "Diaspora"

[7]: "Mischna"

[8]: "Talmud"