Tora
Tora ist ein hebräisches Wort und bedeutet „Lehre“ oder „Weisung“. Der Begriff bezeichnet den ersten und wichtigsten Teil des Alten Testaments bzw. der Hebräischen Bibel, nämlich die Bücher Genesis (1. Buch Mose), Exodus (2. Buch Mose), Levitikus (3. Buch Mose), Numeri (4. Buch Mose) und Deuteronomium (5. Buch Mose). In der Hebräischen Bibel werden diese Bücher allerdings mit dem ersten Wort des jeweiligen Textes bezeichnet, heißen also „Bereschit“ („Am Anfang“), „Schemot“ („Namen“), „Va-Jikra“ („Gott rief“), „Be-Midbar“ („In der Wüste“) und „Dewarim“ („Worte“). Neben der Tora enthält das Alte Testament/die Hebräische Bibel nach jüdischem Verständnis auch noch die „Newi‘im“ („Propheten“), die beim Buch Josua beginnen und mit Maleachi enden, und die „Ketuwim“ („Schriften“), die poetische Literatur wie die Psalmen, beinhaltet, aber auch weisheitliche Literatur wie das Buch Hiob, historisches Material wie die Chronikbücher und apokalyptische Texte wie das Danielbuch. Im jüdischen Gebrauch heißt die Bibel dann auch [TANAKH][1], ein Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben von Tora, „Nevi’im“ und „Ketuvim“ zusammensetzt. Wann und wie sich die einzelnen Bücher zu einem festgelegten Kanon fanden, ist in der Forschung nicht ganz geklärt. Man geht allerdings davon aus, dass erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert endgültig feststand, was in der Tora, den „Newi’im“ und den „Ketuwim“ aufgenommen werden sollte. Die Tora erzählt von der Schöpfung der Welt und der Menschen, von der Vertreibung der Menschen aus dem Paradies, von der Sintflut, vom Turmbau zu Babel, von den Vorfahren des jüdischen Volkes (Abraham, Isaak, Jakob und ihren Frauen) und ihren Nachkommen, vom Schicksal des Volkes in Ägypten, von der Wüstenwanderung und den Gesetzen Gottes, die am Sinai dem Mose übergeben werden. Diese Gesetze und auch die Idee vom Bund zwischen Gott und dem Volk Israel begründen das Selbstverständnis des Judentums und bilden die Grundbausteine der jüdischen Religion. Neben dieser sogenannten „schriftlichen Tora“ stehen alle anderen biblischen Bücher sowie die frühe rabbinische Literatur, zu der u.a. der [Talmud][2] und die [Mischna][3] gehören und die als „mündliche Tora“ bezeichnet werden. Die mündliche Tora ist der Schlüssel zum Verständnis der schriftlichen und daher in gewisser Weise dieser sogar übergeordnet. Die „mündliche Tora“ erlaubt es dem frühen Judentum, immer wieder aktuell Lehren in der Tradition zu verankern, um geschichtlichen Erfordernissen zu entsprechen. Die Idee dahinter ist, dass die „schriftliche Tora“ von Gott gegeben und Mose auf dem Berg Sinai anvertraut wurde, und diese dann von Generation zu Generation (schriftlich und mündlich) weitergegeben wird. Dabei kommt es zu „Neuerungen“ (chiduschim), die jedoch das „Alte“ und Überlieferte identisch in neuer Zeit zum Ausdruck bringen. Für den gottesdienstlichen Gebrauch wird die Tora von einem Schreiber ([Sofer][4]) handschriftlich und mit besonderen Gebeten und Vorbereitungen auf eine große Pergamentrolle geschrieben, die aus etwa 40 Bögen besteht und auf Holzstangen aufgerollt ist. In der [Synagoge][5] wird diese Torarolle im [Toraschrein][6] aufbewahrt und zum Lesen zur [Bima][7] gebracht. Der Schrein ist Richtung [Jerusalem][8] orientiert, im mitteleuropäischen Raum also an der Ostwand.