Völkisch-nationaler und antisemitisch-rassistischer Zeitgeist und Zynismus in der Weimarer Republik: Exemplarisch gezeigt am Werk des Grafikers A. Paul Weber
Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wandelte sich der christliche Antisemitismus, der mit Zwangstaufen oder Bekehrung auf Assimilation drängte, in einen rassistisch-nationalistischen Antisemtismus, der die Spaltung der Gesellschaft bis zur industriell organisierten Ermordung der Juden treiben sollte.
Es erschien eine Flut von verschwörungstheoretischen Propaganda-Schriften, die den Antisemitismus theoretisch begründen wollten. Einige dienten dem Nachweis einer jüdischen Weltverschwörung, wie die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“. Andere dienten dem Nachweis, dass die Juden als Gesamtheit, aber auch jeder Einzelne von ihnen, den arischen Mann unterwerfen wollten und es auf die reinen, weißen Frauen abgesehen hätten, um deren Blut und das ihrer Nachfahren zu schänden, wie Artur Dinters „Sünde wider das Blut“ (1917/1921). Das Werbeplakat bzw. Titelblatt gestaltete A. Paul Weber (1893–1980).
Dem gebürtigen Arnstädter Weber, dem es mit willigen Helfern nach 1945 herausragend gelungen ist, sich als verfolgter Antifaschist zu verkaufen, ist bis heute eine Straße und eine Gedenktafel in Arnstadt gewidmet. Andreas Paul Weber war zwischen 1921 und 1945, mehr als zwei Jahrzehnte, innerhalb elitärer Kreise kriegstreibend, völkisch-national und antisemitisch-rassistisch engagiert. Das läßt sich an einer Reihe von Zeitschriften und Büchern zeigen, die er so hingebungsvoll wie niederträchtig illustrierte. Die Namen ihrer Autoren lesen sich wie das Who is who des Völkischen Rassismus und Nationalsozialismus: Er zeichnete z.B. 1928 das Titelblatt für „Der Vormarsch. Blätter der nationalistischen Jugend“, herausgegeben von Werner Laß, dem späteren Leiter des Amtes Reichspressestelle. Unter der Überschrift „Das Opfer“ unterwirft eine „Judensau“ einen Arier und schwächt seine Manneskraft durch Ritzen der Lenden.
Ein weiteres antisemitisches Werk, das Weber textunterstützend illustrierte, ist Wilhelm Stapels „Literatenwäsche“. Bereits 1930 ein Brandsatz für die Bücherverbrennung im Mai 1933. Ein Buch, erschienen im Widerstand-Verlag, voller Polemiken gegen Alfred Kerr, Alfred Döblin, Max Liebermann, Paul Cassirer, Max Brod, Heinrich Mann, Jakob Wassermann und viele andere jüdische, linksliberale oder konservative Zeitgenossen. Weber zeichnete Kurt Tucholsky als aufgespießte Laus. Mit dieser Illustration bediente Weber die antisemitische Metapher des Ungeziefers, Ausrottung inbegriffen. „In dieser Zeit liegt viel Blutgeruch in der Luft. Der literarische Antisemitismus liefert nur die immateriellen Waffen zum Totschlag“, antwortete der Journalist und Pazifist Carl von Ossietzky in der Weltbühne.
Tucholsky und Ossietzky mit der Weltbühne, Coudenhove-Kalergi mit seinen Büchern „Judenhass von heute“ und „Das Wesen des Antisemitimus“ und andere versuchten, den Antisemitismus zu erklären und ihm die Stirn zu bieten. Sie sind an der Übermacht ihrer Gegner gescheitert.