TORA, TALMUD, TEFILLOT. JÜDISCHES SCHRIFTTUM AUS FÜNF JAHRHUNDERTEN IN DER THÜRINGER UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK JENA
Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) Jena verfügt über einen Bestand von mehr als 1.000 Titeln jüdischer oder mit dem Judentum eng verbundener Schriften des 13. bis 19. Jahrhunderts, zu deren Höhepunkten eine monumentale mittelalterliche hebräische Bibelhandschrift gehört. Die Ausstellung wurde anlässlich des von der jüdischen Landesgemeinde und den Christlichen Kirchen in Thüringen initiierten und von der Thüringer Landesregierung unterstützten Themenjahres „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ in der ThULB gezeigt.
Der Blickwinkel der Ausstellung war freilich weniger auf Thüringen gerichtet, sondern erstreckte sich über ganz Europa und darüber hinaus. Ein Grund dafür liegt in der Geschichte der Rabbinica-Sammlung, die ihre Wurzeln in der ehemaligen Bibliothek der ernestinischen Kurfürsten hat. In der Folge des Schmalkaldischen Krieges fand diese ihren Weg von Wittenberg nach Jena, wo die „rabbinischen“ Bücher bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges unter anderem durch einige sehr seltene Jiddica und später vor allem durch Schenkungen und Nachlässe christlicher Gelehrter stetig vermehrt worden sind. Die unmittelbaren Vorbesitzer der Bücher waren in aller Regel Christen, nicht Juden. Und doch erzählen die Bücher vom Schicksal ihrer früheren jüdischen Eigentümer, Verleger und Autoren.
Eine besondere Rolle für die Jenaer Bestände spielt eine Person, auf die ein Großteil der Sammlung (der Fachgruppe Rabbinica der bis 1949 verwendeten Systematik) der ThULB zurückgeht: Johann Andreas Danz (1654–1727), Professor für Orientalische Sprachen (und später auch Theologie) in Jena. Den etwa 400 Titeln der Bibliotheca Rabbinica seiner Bibliotheca Danziana verdankt die Jenaer Bibliothek ihre breite Aufstellung im Bereich der sogenannten Rabbinischen Literatur. Der Sammlungsbestand umfasst die zentralen Schriften des Judentums wie die Mischna oder den Talmud, aber auch wissenschaftliches und profanes Schrifttum etwa zur Philosophie und Naturwissenschaft sowie anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur in jiddischer Sprache. Aus den historischen Fachgruppen Theologica und Glottica vervollständigen frühe Drucke der Hebräischen Bibel (des TaNaKH) und Schriften zur Hebräischen Grammatik den hebraistischen Bestand.
Die Ausstellung gewährte am Beispiel aussagekräftiger Handschriften und Drucke einen repräsentativen Einblick in das jüdische Schrifttum und jüdische Denken vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit. Ein Anliegen war es, diese vermeintlich fremde und aufgrund der Schriftbarriere schwer zugängliche Literatur einem breiten interessierten Publikum zu erschließen.
Die Ausstellung wurde in Kooperation der ThULB (verantwortlich: Katrin Maria Kurlanda und Dr. Joachim Ott) mit der Theologischen Fakultät der Universität Jena (verantwortlich: apl. Prof. Dr. Peter Stein) konzipiert.