Hinweis: Um die korrekte Darstellung der Seite zu erhalten, müssen Sie beim Drucken die Hintergrundgrafiken erlauben.

Die Einweihung der Synagoge

Programmheft zur Einweihungsfeier der Großen Synagoge, 1884 © Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt

„Dank für den Tag, wo ein großes G’tteshaus die Gemeinde umfaßt, gebaut im Glanze unserer Zeit! Dank, daß wir diesen Jubeltag erleben!“

Der Rabbiner Dr. Theodor Kroner begann mit diesen Worten seine Festpredigt zur Einweihung der Großen Synagoge am 4. September 1884. Erst seit wenigen Jahrzehnten konnten Jüdinnen und Juden nach 350 Jahren Ansiedlungsverbot wieder in Erfurt leben. Nun wuchs die jüdische Bevölkerung rasch und die bisher genutzte kleine Synagoge reichte nicht mehr aus. Eine neue große Synagoge wurde am Kartäuserring errichtet, heute der Juri-Gagarin-Ring. Sie konnte 500 Menschen Platz bieten. Oberbürgermeister Richard Breslau und andere wichtige Vertreter der städtischen Gesellschaft erschienen zu der Einweihungsfeier. Sie fand nach jüdischem Kalender am 14. Elul 5644 statt.


Architektur
Die Synagoge in Erfurt war eines von vielen jüdischen G’tteshäusern, die in dieser Zeit entstanden. So leitete der Architekt der Erfurter Synagoge Siegfried Kusnitzky gleichzeitig den Bau der Synagoge am Börneplatz in Frankfurt am Main. Der maurische Stil wie in der Erfurter Synagoge verkörperte mit seinen arabischen Elementen eine selbstbewusste Position: Die weithin sichtbare Kuppel mit den zwei flankierenden Turmbauten, die Ornamente und die Farbigkeit des Mauerwerks machten die Synagoge zu einem imposanten Gebäude. Mit diesem G’tteshaus nahm die Gemeinde einen sichtbaren Platz in der Stadtgesellschaft ein.


Inschrift
In der Inschrift über dem Hauptportal heißt es auf Hebräisch: „Denn mein Haus soll ein Gebetshaus für alle Völker genannt werden“. Diese Botschaft setzte die Gemeinde jenen entgegen, die Jüdinnen und Juden weiter ausgrenzten und ihre rechtliche Gleichstellung bekämpften. Die Synagoge war für die jüdische Gemeinde ein Haus der Weltoffenheit und Begegnung.

(Kopie 1)

Ma Tovu, Gebet beim Betreten der Synagoge

© Verlag Klaus-Jürgen Kamprad